Ohne Fachkräfte keine Teilhabe

Schüler/-innen der Johannes-Grande-Schule beteiligen sich an bundesweiter Aktion
Neue Ausbildungsform ab Herbst
„Wie sind Sie denn auf den Beruf gekommen?“ fragt die Frau im Seniorenalter den 20-jährigen Jonas. Jonas ist im Heilerziehungspflegerischen Einführungsjahr (HEJ) an der Johannes-Grande-Schule der Barmherzigen Brüder und somit im ersten Jahr seiner Ausbildung zum Heilerziehungspfleger (HEP). „Haben Sie ein wenig Zeit?“, stellt Jonas eine Gegenfrage und im gemeinsamen Gespräch erfährt die Frau, dass Jonas zunächst eine andere Lehre begonnen hat und eher zufällig auf die Arbeit mit Menschen gekommen ist.
Jonas ist mit seiner HEJ-Klasse anlässlich der bundesweiten Aktionswoche #OhneFachkräfteKeineTeilhabe mit einem Infostand am Bahnhof in Straubing, um dort auf den Beruf und die Ausbildungsmöglichkeiten in der HEP aufmerksam zu machen. Die Aktionswoche ist eine Initiative der Bundesarbeitsgemeinschaft Heilerziehungspflege (BAG HEP) und der Bundes-Fachverbände für Menschen mit Behinderungen. Sie möchte dafür sensibilisieren, dass nur mit gut ausgebildeten Fachkräften Inklusion und Teilhabe aller Menschen gelingen können.
„Interesse an einer tollen Ausbildung, die Spaß macht und Menschen Wünsche erfüllt und Möglichkeiten eröffnet?“ Sophia gibt einem jungen Mann einen HEP-Flyer. Dieser ist derzeit bei der Bundeswehr und überlegt tatsächlich, was er im Herbst macht. „Komm doch zu uns in die Einrichtung“, empfiehlt die 17-Jährige, die auch den praktischen Teil des HEJ in der Förderstätte der Barmherzigen Brüder macht.
„Um mehr Menschen in den Beruf zu bringen, wird die HEP-Ausbildung derzeit grundlegend reformiert und eine Verkürzung sowie neue Ausbildungsformen umgesetzt“, weiß Schulleiter Marco Schleicher, der gemeinsam mit seinem Kollegen Alfred Flach die Schülerinnen bei der Aktion am Bahnhof begleitet. „Das heißt, dass man mit Abitur oder Mittlerer Reife und fachfremder Ausbildung das HEJ überspringen und direkt in die dreijährige Ausbildung einsteigen kann.“
Mit mittlerer Reife und HEJ hat man die Wahl zwischen „klassischer“ und gegliederter Form. Die gegliederte Ausbildung (zwei Jahre Schule, ein Jahr Berufspraktikum) wird an der Johannes-Grande-Schule im neuen Schuljahr erstmalig angeboten. Auch das HEJ ist noch ganz neu und geht im Herbst in die zweite Runde. Informationen zu den Ausbildungen und die Möglichkeit, sich direkt online zu bewerben, gibt es im Netz unter www.herzenssache-inklusion.de.
„Kommen Sie zu uns an die Schule, wir haben noch freie Plätze“, ruft Alfred Flach einer jungen Frau hinterher. Doch sie ist bereits in Richtung Gleise die Treppen hinabgestiegen. Auch das ist die Realität einer Werbeaktion am Bahnhof.
Foto: Die Schülerinnen und Schüler im „Heilerziehungspflegerischen Einführungsjahr“ mit Lehrkraft Alfred Flach (hinten 2.v.l.) und Schulleiter Marco Schleicher (vorne l.)